Die Lernphase II

17. März 2017 / Stephan Post
zuletzt aktualisiert am: 20. Januar 2018

Der Entschluss steht

Eine weitere Lernphase begann. Die Suche nach dem geeigneten Basisfahrzeug.

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Da wir uns zuvor noch nie mit LKW’s beschäftigt hatten galt es sich zunächst in diesem Themenbereich jede Menge Wissen drauf zu schaffen. Angefangen bei den zur Verfügung stehenden Marken: z.B. Mercedes, MAN, Steyr, Magirus Deutz, Iveco usw. über die unterschiedlichen Modellreihen, Motoren, Turbo- oder Saugdiesel, Euro 0-6, Baujahre, unterschiedliche Fahrerhaus-Kabinen, verfügbare und sinnvolle PS bis hin zu Radständen.

Im Grunde genau das Richtige für Nerds. Ein für uns komplett unbekanntes Feld galt erkundet und verstanden zu werden.

Erste Erkenntnisse

Zunächst lernten wird das bei LKWs die Typenvielfalt exponentiell höher ist als man es von PKWs gewohnt ist. Als erstes stellten wir uns die Frage welchen Hersteller wir denn für unsere Suche bevorzugen sollten. Leider ist es hier genau wie bei den uns bekannten Automarken. Es herrscht ein ziemlicher Glaubenskrieg, welches Fahrzeug denn nun am besten geeignet ist. Die einen sagen Mercedes, die anderen MAN. Und dann kommen Dritte (Steyr) und Vierte und Fünfte. Und jedes mal, wenn wir dachten "Ja, klingt logisch" wurde das Argument auf der nächsten Internetseite widerlegt, auseinander gekommen und zerrissen. Eine beispielhafte Argumentationskette:

  • Mercedes – die haben ein weltweites Netzwerk und man bekommt überall Ersatzteile – Von 'MAN-Jüngern': Ja, das brauchen die auch und teuer ist die Sternen-Apotheke auch noch.

  • MAN: die halten ordentlich was aus – Von 'Mercedes-Jüngern': Ja, das müssen sie auch – da versuch mal auf dem amerikanischen Kontinent irgendwelche Ersatzteile zu bekommen. Die musst Du aus Deutschland importieren und das kostet richtig Nerven, Zeit und Kohle.

Wenn man dann meint einen bevorzugten Hersteller gefunden zu haben muss man sich damit beschäftigen bis zu welchem Baujahr man solche Gefährte für unseren Einsatzzweck kaufen kann. Bei modernen LKWs sieht die Sache mit der im Fahrzeug verbauten Elektronik nochmal viel schlimmer aus als bei PKWs. Da gibt es beispielsweise noch nicht mal mehr einen Ölstands-Meßstab. Alles wird im Fahrerhaus im Display angezeigt. Mal ganz abgesehen von der Euro 0-6 Klassifizierungs-Geschichte.

Kauft man halt einen neuen LKW?

Neu ist immer gut, oder?

Eine neuer LKW ist gut – besser als alt, oder? In diesem Fall trifft das nicht zu. Einen neuen LKW kann man leider nicht kaufen – selbst wenn man ihn bezahlen könnte, müsste es ein Euro-6 Modell sein. Seit September 2016 sind nur noch sog. Euro-6 Fahrzeuge zulassungsfähig. Das heißt, jeder Motor braucht zwingend den sog. Ad-Blue-Zusatz. Ad-Blue ist in Europa zwar flächendeckend zu bekommen, in anderen Teilen der Welt sieht das aber (noch) anders aus. Das heißt, das Zeug müsste man zusätzlich auch noch mitschleppen.

Euro-5 Modelle gab es zwar noch ohne Ad-Blue, diese sind aber fast alle von den professionellen Expeditionsmobilbauern aufgekauft worden und mit einer Tageszulassung vor der Euro-6 Frist schnell noch zugelassen worden. Die stehen nun also alle bei denen auf dem Hof und werden nach und nach abverkauft.

Dazu kommt die Steuerungselektronik im Motor und am gesamten Fahrzeug. Die ist ziemlich pingelig, und fällt ganz schnell mal in den sogenannten Notlauf wenn z.B. kein Ad-Blue zugeführt wird oder sonst was passiert was der Elektronik sagt das nun ein Weiterfahren nicht mehr gewünscht ist. Wenn der Ad-Blue Vorrat aufgebraucht ist dann läuft der Motor noch genau solange bis man ihn abstellt. Beim wieder anlassen springt dann nicht etwa der Motor an sondern es erfolgt ein Eintrag im Fehlerspeicher den einem dann ein freundlicher Werkstattmitarbeiter mit dem richtigen Notebook löschen muss damit die Kiste wieder anspringt. Ob, und falls wenn zu welchem Preis, der aber gerne einen Ausflug in die Sahara mit seinem Notebook machen möchte kann man sich überlegen. Im Notlauf z.B. kann man (abhängig vom Hersteller) im besten Fall noch knapp 1.000km (zur nächsten Servicewerkstatt) fahren bevor die Karre dann ebenfalls einfach stehen bleibt. Ob man sowas alles in sehr entlegenen Teilen der Welt erleben möchte?

Möchte ich das mein Auto beim Start erst einmal mehr Zeilen Code als bei der gesamten Apollo-Mission ausführt bevor es der Meinung ist loszufahren zu dürfen? Was mach ich wohl, wenn mich die Wegfahrsperre mitten in der Wüste auf einmal nicht mehr erkennt und ich das Fahrzeug dadurch nicht mehr starten kann? Verdursten, weil die Elektronik spinnt und ich grad kein Notebook mit CAN-Anschluß und kaum (legal) zu bekommender Software habe um den Fehlerspeicher zu löschen? Irgendwie nicht beruhigend. Da ich ja mein Geld hauptsächlich mit der Entwicklung von Software verdiene, traue ich dem Ganzen nur so weit, wie ich es werfen kann. Und das ist bei einem LKW nicht so sehr weit.

Fazit

Am Ende sind also nur Fahrzeuge interessant die zwischen 1980 und 1998 gebaut worden. Maximal kann man noch einen erwischen der in der ersten Hälfte der 90er vor der Jahrtausendwende gebaut wurde. Danach fing der Elektronik-Wahnsinn an. Nun schreiben wir heute aber bereits das Jahr 2017 und das heißt wir müssen uns wohl oder übel mit einem Fahrzeug beschäftigen das inzwischen mindestens 20, eher 25-30 Jahre alt ist. Das da einiges dran zu tun sein wird, versteht sich von selbst.

Weitere Wochen vergingen und die erste Fachliteratur in Form von Magazinen und Büchern wurde gekauft. Natürlich auch weiter Webseiten und Foren studiert.